Als Präsident der FCI-Sektion Europa freue ich mich darüber, dass mir
die Gelegenheit geboten wird, einen Artikel für diese erste Ausgabe des neuen
FCI-Newsletters zu verfassen.
Die Sektion Europa ist die grösste Sektion der FCI, sie umfasst die Hundeverbände
aus 47 Mitgliedsländern. Was Aktivitäten im Bereich Ausstellungen, Prüfungen,
Obedience und Agility anbelangt, ist Europa zudem die aktivste Sektion. Die wirtschaftliche
Situation der FCI hängt in grossem Masse von den Aktivitäten der Sektion
Europa ab. Der Vorstand der FCI-Sektion Europa besteht aus Barbara Müller (Schweiz),
Jean Paul Petitdidier (Frankreich), Ioanna Galanos (Kassenwartin) (Griechenland),
Damir Skok (Vize-Präsident) (Kroatien) und Jørgen Hindse (Präsident)
(Dänemark). Die Protokollführerin ist Jette Nielsen (Dänemark).
Die wichtigste Aufgabe der Europasektion besteht in der Einflussnahme auf das Europäische
Parlament, die Europäische Kommission sowie den Europarat. Um mit den einflussreichen
Personen und Organismen in Kontakt zu treten, nehmen wir die Assistenz von Kellen
Europe in Anspruch, einer gewerblichen "Lobbyfirma". Es wäre praktisch
unmöglich, ohne deren Hilfe Kontakt zu den relevanten Partnern aufzunehmen!
Nachfolgend mein Bericht über einige der Schlüsselbereiche, auf die wir
uns im Jahr 2010 konzentriert haben:
Pet Night 2010 im Europäischen Parlament
Am 24. Februar nahm die FCI-Sektion Europa erstmals als Partnerorganisation an der
European Pet Night teil, die auf Initiative des europäischen Tiergesundheitsverbands
IFAH jedes Jahr im Europäischen Parlament stattfindet. Die Veranstaltung stand
unter der Schirmherrschaft von zwei Abgeordneten des Europäischen Parlaments,
Caroline Lucas (Grossbritannien) sowie Horst Schnellhardt (Deutschland).
Das Ziel dieser Veranstaltung besteht darin, die Öffentlichkeit auf die ausserordentlichen
Beiträge, die Heimtiere für das Leben der Menschen leisten können,
aufmerksam zu machen. Dies soll im Gegenzuge die europäischen Entscheidungsträger
dazu veranlassen, sich für das Wohlbefinden von Heimtieren zu engagieren.
Als Partner des Events hatte die FCI-Sektion Europa einen kleinen Bannerstand, um
ihre Aktivitäten zu präsentieren. Zwei Vorstandsmitglieder der FCI-Sektion
Europa, Ioanna Galanos und Damir Skok, nahmen an der Veranstaltung teil, um die
FCI und ihr Tätigkeitsfeld vorzustellen.
Bei der letzten Vorstandssitzung im Oktober dieses Jahres wurde beschlossen, auch
an der Pet Night im Jahr 2011 wieder teilzunehmen.
Paulsen-Bericht zur Bewertung
des Tierschutz-Aktionsplans 2006-2010
Im Hinblick auf den bevorstehenden Tierschutz-Aktionsplan (2011-2015), der den Aktionsplan
2006 der Gemeinschaft für den Schutz und das Wohlbefinden von Tieren ablösen
soll, hat das Europaparlament über den Bericht der schwedischen Abgeordneten
Marit Paulsen (ALDE) über die Bewertung und Fortführung des Aktionsplans
2006-2010 abgestimmt.
Am 5. Mai 2010 hat das Europaparlament den Paulsen-Bericht über die Bewertung
und Fortführung des EU-Tierschutz-Aktionsplans 2006-2010 verabschiedet. In
diesem von Frau Paulsen, Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche
Entwicklung, verfassten Bericht geht es um verschiedene Themen, wie den Bedarf an
mehr und besserer Aufklärung, Kommunikation und Information über das Thema,
die Bildung einer gemeinsamen Gesetzesgrundlage und von gemeinsamen Normen, um den
Tierschutz auf dem gesamten Kontinent sicherzustellen, unter Einschluss strengerer
Strafen im Fall des Verstosses gegen die bestehende EU-Gesetzgebung.
Mir bot sich im Juni die Gelegenheit, mit Marit Paulsen über das Thema zu sprechen
und den Standpunkt der FCI darzulegen.
In Übereinstimmung mit der von der FCI-Sektion Europa vertretenen Person verlangt
der Bericht auch die Aufnahme von Heimtieren und Wildtieren in den Aktionsplan für
2011-2015, die im vorausgehenden Aktionsplan nicht eingeschlossen waren.
Erste internationale Konferenz über Ausbildung
und Tierschutz im Oktober
Die Europäische Kommission veranstaltete vom 1.-2. Oktober 2010 die erste internationale
Konferenz über Ausbildung und Tierschutz. Die Veranstaltung fand in Brüssel
statt und wurde von John Dalli, EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik,
eröffnet, mit einer Einleitung des Belgischen Ratsvorsitzes. Das Konferenzprogramm
umfasste weitere hochkarätige Redner des Europäischen Parlaments, der
Europäischen Kommission, der FAO, verschiedener Institute, Universitäten
und Verbände, die in diesem Gebiet tätig sind, und zwar nicht nur aus
Europa, sondern auch aus anderen Teilen der Welt.
Als Präsident der FCI-Sektion Europa gehörte ich auch zu den eingeladenen
Sprechern und hatte die Gelegenheit, unsere Standpunkte als organisierte Hundeverbände
darzulegen, und zu erläutern, dass die Besitzer von Rassehunden gut ausgebildet
und dazu in der Lage sind, sich gut um Tiere, insbesondere Hunde, zu kümmern.
Bei der zweitägigen Konferenz wurde der wissenschaftliche Hintergrund sowie
die Werte der Ausbildung im Tierschutz untersucht, es ging um Methoden für
das Unterrichten von Tierschutz, und die Rolle der Medien bei der Ausbildung über
Tierschutz.
Die Europäische Kommission erkannte den dringenden Bedarf an der besseren Information
der Verbraucher und der Verstärkung des Bewusstseins für das Wohlergehen
von Tieren sowie für Erzeugnisse von Tieren, die auf artgerechte Weise gehalten
werden. Derartige Initiativen werden somit als ein Mittel betrachtet, um die europäische
Kultur einer verantwortungsbewussten Tierhaltung zu stärken.
Konferenz über verantwortungsbewusste
Hundehaltung in Europa
Auf die erste internationale Konferenz über Ausbildung und Tierschutz folgte
eine weitere Brüsseler Konferenz, die von der internationalen Tierschutzorganisation
"Vier Pfoten" und dem Wissenschaftsinstitut von Professor G. Caporale
organisiert wurde, mit dem Titel "verantwortungsbewusste Hundehaltung in Europa".
Das Event fand am 4. und 5. Oktober statt und befasste sich mit der besorgniserregenden
Situation der Hundeüberpopulation in Europa, insbesondere von streunenden Hunden.
An der Konferenz nahmen Europäische Institutionen, internationale NRO, Regierungen,
einzelstaatliche Veterinärbehörden und Veterinärvereinigungen teil,
um über EU-weite Lösungen für das Wohlergehen von Hunden in Europa
zu diskutieren.
Ich wurde im Namen der FCI als einer der Hauptredner eingeladen.
Die neue Verordnung für den nichtgewerblichen Transport von Heimtieren kann für Sportveranstaltungen oder Ausstellungen problematisch sein.
Die Europäische Kommission - insbesondere dank der Arbeit der Tierschutzorganisationen
- befürchtet, dass der gewerbliche Transport von Heimtieren auf betrügerische
Weise als nichtgewerbliche Beförderung von Heimtieren verkleidet werden kann.
In diesem Sinne hat sie im Mai 2010 eine Verordnung eingeführt, die den nichtgewerblichen
Transport von Hunden, Katzen und Frettchen auf eine Höchstzahl von 5 Tieren
beschränkt.
Dies ist jedoch für Hundebesitzer in Europa problematisch, die an Hundesportveranstaltungen
in anderen Ländern teilnehmen möchten (z.B. mit Schlittenhunden), oder
die mit mehr als 5 Hunden zu Ausstellungen reisen möchten. Der Schwedische
Kynologenverband (SKK) hat im Juni 2010 ein Schreiben an die Europäische Kommission
gerichtet, um die Kommission um eine Lösung zu bitten, die keine übertriebene
Belastung für Hundebesitzer darstellt, die rechtmässig an derartigen Veranstaltungen
in anderen Ländern teilnehmen möchten. Auch die FCI-Standardkommission
und die FCI-Europasektion haben auf das Problem aufmerksam gemacht. In einem Schreiben
von August 2010 hat die Europäische Kommission bestätigt, dass sie sich
der Situation bewusst ist und nach einer Lösung sucht, die den Heimtierschutz
sicherstellt, und zugleich verantwortungsbewussten Hundebesitzern die Möglichkeit
bietet, ihrem Hobby nachzugehen.
Die Kommission ist der Ansicht, dass die Verordnung bestehen bleiben soll, da ihr
Hauptanliegen im Schutz der Tiere besteht. Sie hat jedoch versprochen, zu überprüfen,
ob die Möglichkeit zur Reduzierung der behördlichen Auflagen besteht,
die sich für Hundebesitzer aus dieser neuen Vorschrift ergeben.
Die FCI-Sektion Europa beobachtet genauestens die Entwicklungen, und wir konnten
eine Korrektur der Bestimmung erwirken, und zwar, die viermonatige Gültigkeit
der tierärztlichen Bescheinigung, die nur für den Grenzübergang mit
mehr als 5 Hunden erforderlich ist. Wir haben auch versucht, eine Klausel für
über 6 Monate alte Hunde zu erwirken, jedoch ohne Erfolg. Wir werden dies erneut
versuchen, wenn die Bestimmungen seit ca. 1 Jahr in Kraft sein werden.
Die FCI-Welthundeausstellung fand im Juni in Dänemark statt, und war mit ca.
20.000 Hunden eine grossartige, fantastische Ausstellung. Die Europäische Hundeausstellung,
an der rund 10.000 Hunde teilnahmen, wurde im Oktober in Slowenien abgehalten. Es
war ein tolles, hervorragend organisiertes Event. Ich möchte hier nicht näher
auf diese beiden Veranstaltungen eingehen, weil sie im FCI-Magazin bereits ausführlich
kommentiert wurden. 2011 wird ein Jubiläumsjahr sein - die FCI feiert ihr 100-jähriges
Bestehen, aus welchem Anlass zahlreiche Grossereignisse in Europa stattfinden werden.
Weitere Informationen folgen in der nächsten Ausgabe dieses Newsletters.

Jørgen HINDSE
Präsident, FCI-Sektion Europa